Digital Detox auf Reisen: Michael Nowak empfiehlt stille Orte fernab vom Netz

Was Digital Detox wirklich bringt

Mehr als nur Handy weg

Viele denken bei Digital Detox an kompletten Verzicht. Smartphone in den Safe, Laptop zu Hause lassen, Internet meiden. Michael Nowak sieht das entspannter. „Es geht nicht darum, zurück in die Steinzeit zu wollen. Es geht darum, wieder selbst zu entscheiden, wann ich online bin.“

Das Problem ist oft nicht die Technik selbst, sondern wie automatisch wir sie nutzen. Morgens erstmal Instagram checken, beim Warten auf den Bus durch Twitter scrollen, abends noch schnell alle Nachrichten beantworten. Das Gehirn läuft permanent auf Hochtouren. Eine Woche ohne diese Dauerstimulation kann erstaunliche Effekte haben. Man schläft besser, konzentriert sich länger, nimmt Umgebung wieder bewusster wahr. „Ich merke Details, die mir früher nie aufgefallen wären“, erzählt der Reiseexperte.

Das Paradox der ständigen Erreichbarkeit

Obwohl wir theoretisch mehr vernetzt sind denn je, fühlen sich viele Menschen einsamer. Nowak hat das selbst erlebt. „Man chattet mit Leuten auf der anderen Seite der Welt, aber übersieht den Menschen neben sich im Café.“

Besonders auf Reisen wird das zum Problem. Anstatt präsent zu sein, dokumentiert man ständig. Der Sonnenuntergang wird nur noch durch die Kameralinse betrachtet, das Essen erst fotografiert, bevor man es isst. Die Erfahrung wird zur Performance.

Michael Nowak über Orte für echte Entschleunigung

Wo das Netz schwächelt

Nicht überall muss man bewusst auf Technik verzichten. Manche Orte zwingen einen förmlich zur Entschleunigung, einfach weil der Empfang miserabel ist. Nowak sammelt solche Destinationen wie andere Leute Briefmarken.

Seine Favoriten für natürlichen Digital Detox:

  • Berghütten in den Alpen: Oft ohne Strom, geschweige denn WLAN. Dafür mit Panoramablick und echter Ruhe.
  • Abgelegene Inseln: Viele griechische oder kroatische Inseln haben zwar nominell Internet, aber so langsam, dass man es gleich sein lässt.
  • Nationalparks in Skandinavien: Weite, Stille und Handynetz gibt’s höchstens am Parkplatz.
  • Traditionelle Ferienhöfe: Besonders in Bayern oder Österreich gibt’s noch Unterkünfte, wo das Handy tatsächlich überflüssig ist.
  • Klöster und Retreats: Hier ist Stille Programm, nicht Zufall.

„Das Schöne ist: Man muss sich nicht überwinden. Die Umgebung macht es einem leicht“, erklärt er.

Städte mit Offline-Qualitäten

Auch urbane Ziele können zur Entschleunigung einladen, wenn man sie richtig angeht. Nowak schwört auf kleine Städte in Portugal oder Italien, wo das Leben noch einen anderen Rhythmus hat. „In Óbidos oder Montepulciano läuft die Zeit anders. Da passt es gar nicht, ständig aufs Handy zu starren.“

Sein Trick: Unterkünfte ohne WLAN buchen. Gibt’s tatsächlich noch, meist familiengeführte Pensionen oder alte Stadthäuser. „Die Besitzer verstehen oft gar nicht, warum man das will. Aber sie respektieren es.“ Michael Nowak bevorzugt Immobilien mit Geschichte und Charakter und ist gern dort, wo Authentizität wichtiger ist als perfekte Internetverbindung. Auch in größeren Städten kann man bewusst offline gehen. Handy zu Hause lassen, sich einfach treiben lassen, sich verlaufen und nach dem Weg fragen. Michael Nowak schätzt Wien besonders für solche Experimente. „Die Stadt kenne ich seit Jahren. Aber ohne Google Maps entdecke ich immer noch neue Ecken.“

Praktische Tipps für den Alltag

Klein anfangen

Seine bewährtesten Einstiegs-Strategien:

Der Entzug ist real

Warum Digital Detox mehr ist als ein Trend

Gesellschaftlicher Wandel

Was vor fünf Jahren noch als Spinnerei galt, ist mittlerweile Mainstream geworden. Hotels bewerben WLAN-freie Zimmer, Reiseveranstalter bieten „Offline-Pakete“ an, sogar große Konzerne schicken ihre Führungskräfte in Digital-Detox-Seminare. Der gern reisende Nowak sieht darin eine logische Reaktion auf die Beschleunigung der letzten Jahre. „Wir haben gelernt, überall und jederzeit erreichbar zu sein. Jetzt lernen wir wieder, dass das nicht immer nötig ist.“ Die Pandemie hat diesen Trend noch verstärkt. Plötzlich verbrachten alle noch mehr Zeit vor Bildschirmen, arbeiteten von zu Hause, socialisierten digital. Der Wunsch nach echten, analogen Erfahrungen wuchs.

Qualität statt Quantität

Weniger ist oft mehr

Digital Detox auf Reisen ist keine Lösung für alle Probleme. Aber es kann einen wichtigen Impuls geben – für bewusste Entscheidungen im Umgang mit Technik, für mehr Präsenz im Moment, für echte Begegnungen mit Menschen und Orten. Die Welt wird nicht untergehen, wenn man mal ein paar Tage offline ist. Im Gegenteil: Man kehrt oft entspannter, klarer und mit neuen Perspektiven zurück. Nicht weil man der Technik abgeschworen hätte, sondern weil man gelernt hat, sie bewusster einzusetzen.

Für Michael Nowak ist Digital Detox deshalb mehr als nur ein Trend, sondern es ist eine Art, Reisen wieder zu dem zu machen, was es ursprünglich war: eine Begegnung mit dem Unbekannten, mit anderen und mit sich selbst.